Interview Prof. Gert Trauernicht

Professor Gert Trauernicht ist Professor für Industrial Design an der Bergischen Universität Wuppertal, Schwerpunkt Konsumgüter- und Interfacedesign.

Welchen Stellenwert haben Geräusche für Sie persönlich?

Wenn der Begriff „Geräusch“ jede Form von Audiosignal mit einschließt, dann einen extrem großen Stellenwert. Ich bin ein audio-visueller Mensch und liebe jegliches authentisches Feedback von realen Dingen, Musik und neuerdings auch das Hörbuch.

Was ist Ihr Lieblingsgeräusch und warum?

Brandendes Wasser, gefolgt von knisterndem Holz im Kamin. Warum? Schwer zu sagen, vielleicht weil so ursprünglich und großartig.

Welches Geräusch erinnert Sie an Ihre Kindheit? Was verbinden Sie damit?

Das Singen von Eis, wenn es fest wird, die Steuergeräusche auf der Brücke der Enterprise und das Beamen natürlich, aber insgesamt gibt es zu viele.

Welches verschwindende Geräusch sollte konserviert werden und warum?

Perfekte, passgenaue und schwere mechanische Systeme, weil darin Produktwert/Schwierigkeit und Wertschätzung gegenüber dem Erleben gleichzeitig verborgen sind. (Hörtip Hugo Cabret)

Welchen Sinn hat Sounddesign?

Sounddesign hat einen hohen Stellenwert, weil es, wenn es gut gemacht ist, helfen kann, Bedienung zu verstehen, Erwartungen zu steuern und das Erlebnis Produkt/Service etc. um eine entscheidende Dimensionen erweitern kann.

Warum sollte man Geräusche konservieren?

Sollte man? Wenn, dann um eine Wahrnehmung zu erhalten, die sonst verloren wäre.

Wie nehmen Sie den Wandel der Geräusche war?

In der Produktwelt von mechanisch und unbeabsichtigt zu künstlich, intelligent und manchmal zwingend bis gesteuert…aber das ist sehr komplex…ansonsten vermisse ich eher die Stille bzw. das Ausblenden unerwünschter Geräusche.

Kann man Rückschlüsse vom akustischen Wandel auf die Gesellschaft bzw. deren Wandel ziehen? In wie weit beeinflussen sich akustischer und Gesellschaftlicher Wandel?

Darüber müsste ich nachdenken…Geräusche sind sicher auch ein Abbild unseres ständigen Wandels. Das diese den Wandel maßgeblich beeinflussen halte ich für eher unwahrscheinlich, Klänge sind nur ein Teil einer komplexen Wahrnehmungssignatur, als solches werden sie sich immer weiter entwickeln und auch eine typische Zeit bzw. einen Epochenabschnitt repräsentieren.

Gerd Trauernicht, Wuppertal Dezember 2012
 
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