Interview Dr. Bernhard Uske

Dr. Bernhard Uske lehrt an der Folkwang Universität der Künste im FB Kommunikationsdesign am Standort Wuppertal. Seine Fachgebiete sind  u.a. Kommunikationswissenschaften, Ästhetik und multisensuelles Design.

Welchen Stellenwert haben Geräusche für Sie im täglichen Leben?

Selbstverständlichkeit, Orientierung, Sicherheit durch Beiläufigkeit.

Was ist Ihr Lieblingsgeräusch und warum?

Ein kleines schmatzendes Geräusch des Gasofens in meinem Arbeitszimmer
(1 mal pro Tag): Babyhaftigkeit und Wärme.

Welches Geräusch erinnert Sie an Ihre Kindheit? Was verbinden Sie damit?

Spezielle metallische Gardinenröllchen-Geräusche: Familiengeborgenheit.

Welches verschwindende Geräusch sollte konserviert werden und warum?

Nokia-Klingelton: jahrelang versucht, ihn nachzusingen. Jetzt kann ich es und will durch zufälliges Hören ab und an daran erinnert werden, das wieder zu tun, sonst wird es von mir vergessen werden.

Welchen Sinn hat Sounddesign? Auch im Hinblick auf künstlich elektronisch generiertes Audiobranding wie zb. Soundlogos auf Webseiten, in Werbespots, Warteschleifen, Klingeltöne oder Warnhinweise etc. versus materialbedingte „Bedienungsgeräusche“.

Akustische Milchflasche: Sicherung, Vertrauens-Atmosphäre, Präsenz, Raum-Existenz.

Warum sollte man Geräusche konservieren?

Ein interpenetratives Phänomen, alle umschließend und durchdringend – kollektives Ubw mit semantischem Potential (also zeichenhafter als Gerüche, für die das ansonsten auch gilt).

Wie nehmen Sie den Wandel der Geräusche war? Gibt es überhaupt einen Wandel, kann man ihn beschreiben?

Automatisierung, Verkünstelung, Schematik. Durch Design wird es banal, weil in der Erzeugung transparent (Bahnhofsdurchsagen etc.)

Kann man Rückschlüsse vom akustischen Wandel auf die Gesellschaft bzw. deren Wandel ziehen? In wie weit beeinflussen sich akustischer und Gesellschaftlicher Wandel?

Ungemein: Betreuungs-Kulissen, Abgestimmtheit, Gepflegtheit, Heteronomie, Vorgekautheiten. Die Pest der fürsorglichen Belagerung wie im gesamten gesellschaftlichen Umfeld. Design ist Gewalt.

Bernhard Uske, Wuppertal, Dezember 2012.

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